War es die Not der Bergbauern, die langen Winter oder die reichen Vorkommen an Zirbelholz? Die Gründe, die die Grödner bereits vor rund vierhundert Jahren dazu verleiteten, zum Schnitzeisen zu greifen, mögen vielfältig sein. Anfänglich, im 17. Jahrhundert, wurden v.a. Heiligenfiguren (Lad. „sanc“) geschnitzt – etwa vom ersten urkundlich dokumentierten Bildhauer Christian Trebinger oder von der Bildhauerdynastie der Vinazer. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts begannen sich schließlich immer mehr Einwohner mit der Herstellung von Holzspielzeug (Lad. „chiena“) zu befassen. Glaubt man zeitgenössischen Schilderungen, so sah es in den Grödner Bauernstuben wie in kleinen „Fabriken“ aus: Sämtliche Familienmitglieder, von den noch nicht eingeschulten Kindern bis hin zur gebrechlichen Großmutter, um den Stubentisch versammelt, um mit flinken Handgriffen hölzernes Spielzeug - Puppen, Gaukler und Pferde - herzustellen. Die Spielwarenhändler (die Verleger), welche den Heimarbeiterfamilien die Waren abkauften, zahlten oft nur Spottpreise. Umso wichtiger war es also für die Heimarbeiter, flink zu arbeiten, große Mengen in kürzester Zeit herzustellen. Nur so schaute ein kleiner Verdienst heraus. Die Qualität blieb dabei zumeist auf der Strecke.
Bereits früh reifte in Gröden die Erkenntnis heran, dass durch guten Schulunterricht das handwerkliche Geschick verbessert und der Absatz somit gesichert werden könnte. In diesem Sinne wurde 1825 eine erste Zeichenschule eröffnet. Erster Lehrer war Jakob Sotriffer (de Plajes, 1796-1856). Seine 2-jährige Ausbildung an der Akademie in Wien (1822-1824) war vollständig durch ein eigens von der Wiener Regierung gewährtes Stipendium finanziert worden. Ab 1832 wurde neben Zeichnen auch Modellierunterricht angeboten - der Reinlichkeit wegen in Wachs und nicht in Ton.
Der rasche Rückgang der Schüleranzahl um 1850 lässt vermuten, dass die Schule den veränderten Anforderungen nicht mehr ganz gerecht wurde. Tatsächlich machten sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Spielzeugsektor zunehmend Krisenerscheinungen bemerkbar. Der Absatz stagnierte. Der Geschmack der Kinder hatte sich inzwischen verändert und anstatt nach Holzspielzeug verlangten sie inzwischen Waren aus Blech- und Pappmaschee. Die Grödner Holzindustrie bedurfte dringend neuer Impulse.